EinBLICK in die Pflege in der Kinder- und Jugendmedizin

"Im Kinder- und Jugendbereich braucht man sehr gute pädagogische Fähigkeiten.Je nach Alter des Kindes, muss unterschiedlich auf sie eingegangen werden."

 

DGKP Markus Dalbeck, Kinder- und Jugendambulanz

Interview mit Markus Dalbeck und Armina de Neve

In die Kinder- und Jugendambulanz kommen alle Patienten im Alter von 0-18 Jahren für planmäßige Untersuchungen sowie bei Notfällen. Markus Dalbeck und Armina de Neve erzählen euch von ihren Aufgaben in der Ambulanz. 

Herzlich Willkommen zu unserem Interview mit dem Thema Pflege in der Kinder-und Jugendambulanz. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt, um uns einige Fragen zu beantworten. Starten wir gleich mit Armina:

Kannst du uns kurz etwas zu deinem Werdegang erzählen? Seit wann bist du als Gesundheits-Krankenpflegerin tätig? Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Armina: Mein Interesse für medizinische Berufe wurde durch mein Engagement beim freiwilligen Rettungsdienst geweckt. Nach einem Ferialjob als Stationsassistentin im Krankenhaus, habe ich mich entschlossen, die Ausbildung in der Krankenpflegeschule zu machen. 2018, direkt nach meiner Ausbildung, begann ich in der Kinder- und Jugendambulanz zu arbeiten. Letztes Jahr habe ich noch den akademischen Lehrgang zur Kinder- und Jugendlichenpflege auf der FH Salzburg absolviert.

Was hat dich dazu bewegt, im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde zu arbeiten?

Markus: Ich habe bereits früh viel ehrenamtliche Arbeit im Pfadfinderbereich gemacht, wobei mir klar wurde, dass ich gerne mit Kindern arbeiten möchte. Nach meinem Zivildienst in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, entschloss ich, die Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger zu machen. Ich arbeite seit über 19 Jahren hier im KSK und ich bereu es an keinem Tag. Es ist für mich einfach der interessanteste und schönste Job der Welt.

Kannst du uns den Bereich der Kinder- und Jugendambulanz des Kardinal Schwarzenberg Klinikums kurz beschreiben? Welche Aufgaben gibt es hier aus pflegerischer Sicht?

Armina: In unsere Ambulanz kommen alle Patienten im Alter von 0-18 Jahren. Unter der Woche haben wir eine Termin-bzw. Planambulanz sowie auch Spezialambulanzen, z.B. für die Lunge, das Herz, die Nieren, Diabetes oder Hormone. Unsere Aufgaben variieren je nach Beschwerden der Patienten. Wir messen Vitalzeichen, schreiben EKGs oder helfen bei Untersuchungen mit. Zudem bereiten wir die Patienten für Operationen oder stationäre Aufnahmen vor und koordinieren ihren Aufenthalt.
Natürlich sind wir in der Kinder- und Jugendambulanz 24 Stunden am Tag für Notfälle da. Unsere Aufgaben sind hier das Einschätzen des Gesundheitszustandes der Kinder die Erhebung von Patientendaten und das Weiterleiten dieser Informationen an den Arzt

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Markus: Das variiert nach Arbeitszeit und ob ich Dienst in einer Spezialambulanz habe. Meistens läuft mein Arbeitstag so ab: ich beginne im Dienst, bereite die Materialien vor, und kontrolliere das Equipment in den Untersuchungszimmern. Abhängig von den Beschwerden der Patienten mache ich dann die ersten Untersuchungen.

Und was machst du am Ende des Arbeitstages?

Markus: Bevor ich heimgehe, versichere ich mich, dass ich die Untersuchungszimmer ordentlich verlasse und mache dann die Dienstübergabe. Lange und detaillierte Übergaben, wie auf den Stationen, gibt es bei uns aber fast nicht.

Welche deiner Aufgaben machen dir besonders viel Spaß? Gibt es auch mühsamere oder anstrengende Aufgaben?

Armina: Mir macht die direkte Arbeit mit den Patienten am meisten Spaß. Insbesondere wenn ich in der Ausbildung gelernte Fertigkeiten ausüben kann, wie z.B. das Blutabnehmen oder das Messen von Vitalzeichen.
Je nach Tagesverfassung kann die Arbeit auch manchmal anstrengend sein. Ich versuche mich dann immer daran zu erinnern ruhig und fokussiert zu bleiben und an die kleinen Patienten zu denken, die meine Hilfe brauchen.

Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit mit „kleinen“ Patient*innen von jener mit Erwachsenen?

Markus: Im Kinder- und Jugendbereich braucht man sehr gute pädagogische Fähigkeiten. Je nach Alter des Kindes, muss unterschiedlich auf sie eingegangen werden. Man braucht auch viel Geduld, weil Kinder machen nicht immer ganz gewillt bei den Untersuchungen mit wie Erwachsene.
Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist auch der Umgang mit den Ängsten und Sorgen der Eltern. Wir nehmen ihre Sorgen sehr ernst und versuchen, sie sie so gut wie möglich zu beruhigen, damit wir weitere pflegerische Maßnahmen setzen können.

Wie gestaltet sich der Umgang mit den besorgten Eltern, wenn diese mit ihrem kranken Kind in die Ambulanz kommen? Wie hilft man ihnen, mit den Sorgen umzugehen?

Armina: Die Eltern haben oft Angst, weil sie nicht wissen, was auf ihr Kind zukommt. Deshalb erklären wir ihnen die Situation ihres Kindes genau und beschreiben, welche Untersuchungen nun gemacht werden. Das nimmt ihnen oft die größten Sorgen. Manchmal kümmert sich ein Pfleger nur um die Eltern. Da helfen meist schon Kleinigkeiten, wie ihnen ein Glas Wasser zu bringen.  

Kommt es auch manchmal vor, dass die Eltern so aus dem Häuschen sind, dass sie selbst gesundheitliche Probleme bekommen?

Markus: Ja, das kommt vor. Natürlich kümmern wir uns in diesen Fällen um die Eltern oder holen uns Unterstützung aus der Erwachsenennotaufnahme. Hier funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut.

Angenommen es kommt ein Kind mit einem plötzlich auftretenden Infekt wie z.B. Pseudokrupp in die Ambulanz: welche Maßnahmen werden sofort eingeleitet? Wie ist der Ablauf bei ungeplanten Aufnahmen?

Markus: Der erste Kontakt in der Ambulanz ist mit der Pflege. Wir schätzen das Kind ein und untersuchen Atmung, Hautzustand etc. Je nach Dringlichkeit des Notfalls holen wir sofort einen Arzt hinzu oder bestimmen erstmal in Ruhe die Vitalparameter und führen gewisse Untersuchungen wie Blutabnahmen oder EKGs durch.

Also es entscheidet die Pflege, ob ein EKG geschrieben wird oder nicht?

Markus: Da wir bei Kindern und Jugendlichen wenig Herzprobleme haben, schreiben wir bei Patienten, die z.B. Thoraxprobleme oder Schmerzen im Brustbereich äußern, gleich ein EKG. Das ist aber kein Standardverfahren. Beim Pseudokrupp geht es vor allem um die Atmung, das Atemgeräusch und die Atemnot. Je nach Dringlichkeit wird der Arzt sofort hinzugezogen. Wir versuchen trotzdem immer so viel wie möglich vorzubereiten, damit es für unsere Patienten und Eltern dann so schnell wie möglich geht.

Das Kardinal Schwarzenberg Klinikum verfügt über einen Allergieschwerpunkt und bietet die modernsten Diagnoseverfahren und Therapien bei Asthma, Neurodermitis und Heuschnupfen an. Wie läuft die Therapie von einem kleinen Asthmapatienten ab und welche Aufgaben davon übernimmt die Pflege?

Markus: Die Patienten werden bei uns in der Ambulanz untersucht. Wir messen hier die Lungenfunktionen, machen Allergietestungen, Provokationen und besprechen die Ergebnisse im interdisziplinären Team bestehend aus Fachärzten und Pflegepersonen.
Ein Schwerpunkt bei uns sind die Patientenschulungen in den Bereichen Neurodermitis, Anaphylaxie, zystische Fibrose und Asthma. Wir führen diese Schulungen je nach Krankheit ab dem Säuglingsalter mit den Eltern im kompletten Allergiebereich durch – das ist einzigartig in Österreich. Sie lernen, wie sie bei Verschlechterungen der Erkrankung ihres Kindes daheim handeln können, ohne sofort ins Krankenhaus zu müssen. Das steigert ihre Lebensqualität und ihre Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung. Für diese Patientenschulungen habe ich spezielle Ausbildungen in Deutschland und in der Schweiz absolviert und organisiere bzw. halte sie nun seit 18 Jahren hier im Haus.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen du in deinem beruflichen Alltag konfrontiert wirst?

Armina: Man muss lernen mit schweren Schicksalen umzugehen, weil sonst auch die eigene Gesundheit darunter leiden kann.
Eine weitere Herausforderung war anfangs für mich auch das Einschätzen des Kindes. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und können ihr Leiden und ihre Bedürfnisse oft noch nicht in Worten ausdrücken. Man muss lernen, gut zu beobachten und auf die Eltern zu hören, weil ihnen oft schon Kleinigkeiten bei ihrem Kind auffallen

Wenn du deinen Beruf/deine Tätigkeit in wenigen Worten beschreiben könntest, welche wären das?

Markus: Abwechslungsreich, Spaß, Verantwortung und das selbstständige Arbeiten.

Was war dein schönster oder auch dein berührendster Moment in deiner bisherigen -Laufbahn?

Armina: Auf unserer Station gibt es viele schöne Momente, z.B. wenn man ein Kinderlachen hört oder sieht, dass es einem Kind besser geht. Dann weiß man, dass man etwas Gutes mit seiner Arbeit erreicht hat. Außerdem freue ich mich über jedes „Danke“ der Eltern. Die Eltern sind meistens sehr dankbar für unsere kurzen Wartezeiten und gute Beratung.

Wieso würdest du jemanden empfehlen in der Kinder- und Jugendlichenpflege zu arbeiten?

Markus: Die Kinder- und Jugendpflege ist aufgrund der verschiedenen Altersstufen ein sehr abwechslungsreicher Bereich, denn man muss sehr individuell mit den Eltern und Patienten umgehen. Wenn man den Eltern und Kindern durch Beratung und Schulungen hilft, dann ist das sehr befriedigend.

Armina: Im Unterschied zur Erwachsenpflege dürfen wir hier auch manchmal kindisch sein. Bei uns gehört es dazu, sich „Die Eiskönigin“ anzusehen, damit man bei den Trends der Kinder up to date ist.