Neue Wege in der Therapie von Schwerhörigkeit

- Am 3. März wird der “Welttag des Hörens” begangen
- Mehr Lärm und höhere Lebenserwartung: Zahl der Patienten mit Schwerhörigkeit und Hörverlust steigt
- Schwarzacher HNO-Primar Clemens Huber macht Hoffnung: “Behandlung von Hörproblemen hat sich deutlich verbessert”

(28.02.2024) - In einer Welt zunehmender Lautstärke und gestiegener Ansprüche an unsere Ohren steht der “Welttag des Hörens” am Sonntag, dem 3. März, ganz im Zeichen des Bewusstseins für Hörprobleme und fortschrittliche Behandlungsmethoden. Clemens Huber, Primar der HNO-Abteilung am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach, betont die steigende Relevanz von Lärmschäden durch Freizeitaktivitäten sowie die Zunahme von Altersschwerhörigkeit aufgrund unserer höheren Lebenserwartung. Der Mediziner verweist aber auch auf positive Aspekte: “Die Behandlung von Hörproblemen hat sich in jüngster Zeit deutlich verbessert. Dabei spielen frühe Diagnosen und moderne Therapieansätze eine entscheidende Rolle.”

Tritt eine akute Erkrankung des Ohres mit einer Schädigung des Hörvermögens auf, kann eine entsprechende Therapie die weitere Verschlechterung meist verhindern oder das Hörvermögen sogar wieder deutlich verbessern. Umso wichtiger sei es für betroffene Patienten, rasch von einem HNO-Arzt untersucht zu werden. “Insbesondere bei chronischer Lärmschwerhörigkeit oder Altersschwerhörigkeit ist die frühzeitige Versorgung mit einem Hörgerät essenziell", so Huber. “Ansonsten kann es durch Umbauvorgänge im Gehirn zu einer zunehmenden Verschlechterung des Sprachverstehens kommen, da die zentrale Verarbeitung der Sprache zu wenig stimuliert wird.”

Folgeerkrankungen bis hin zu Demenz möglich

Und gerade diese Einschränkung im sprachlichen Verstehen von Menschen im sozialen Umfeld kann für Betroffene eine gesundheitliche Negativspirale auslösen. “Hörverlust steht oft mit verschiedenen Folgeerkrankungen in Verbindung”, so der Primar am Klinikum Schwarzach im Salzburger Pongau. “Neben Symptomen wie Stress oder Tinnitus kann eine unbehandelte Schwerhörigkeit auch psychische Folgen haben, etwa ein sinkendes Selbstwertgefühl oder ein steigendes Risiko für Depressionen.“ Langfristig besteht dabei sogar auch die erhöhte Gefahr einer demenziellen Entwicklung. Gutes Hören ist also nicht nur aus körperlicher, sondern auch aus mentaler Sicht wichtig.

Hören, aber nicht verstehen

Neben einer Reihe von angeborenen Defekten ist vor allem die wachsende Gruppe der erworbenen Hörstörungen von größerer Bedeutung. Ursächlich dafür können Lärm oder spezielle Erkrankungen des Ohres sein. Die größte Gruppe ist aber jene der Patienten mit Altersschwerhörigkeit. Das Hauptproblem: Meistens kommt es zu einer langsam fortschreitenden Hörstörung. “Den Betroffenen ist lange nicht bewusst, dass sie schlecht hören und eigentlich eine Therapie benötigen”, so Huber. “Was jedoch recht bald bemerkt wird, ist der zunehmende Verlust des Sprachverstehens.“ Die Patienten geben an, dass sie zwar hören, aber nicht verstehen, vor allem in akustisch anspruchsvoller Umgebung wie im Kaffeehaus oder bei Familienfeiern. Spätestens dann sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Individuelle Therapie oder OP, Genforschung verspricht neuen Ansatz

Je nach Art und Dauer der Erkrankungen bestehen heute verschiedene Therapieansätze, die sehr individuell auf die Patienten abgestimmt werden. Dazu tragen oft auch operative Therapien bei. “Teilweise rekonstruieren wir die natürlichen Strukturen des Ohres, in manchen Fällen können wir heute aber auch Hörgeräte direkt unter die Haut implantieren”, so der Schwarzacher HNO-Primar. Hörgeräte und auch die implantierbaren Hörhilfen werden laufend kleiner und funktionieren immer besser. Andere Ansätze gehen dahin, mittels Gentherapie bestimmte Defekte im Bereich des Innenohres zu reparieren. Huber hält fest: “Die Forschung steckt hier noch in den Kinderschuhen, dennoch sehe ich auch in diesem Bereich noch großes Potenzial.”